»From travel to trivia. Über Reisen in nah-ferne Länder, Kurioses im Leben und Wissenswertes im Job. This is Storytraveling – der Blog von Veralou.«

Über Koffer- bzw. Portmanteau-Wörter

Brangelina beim Brunch über den Brexit

Mit der Headline hab ich Sie gekriegt? Schön. Nur geht's hier nicht um Promi-Pärchen oder Politik. Die Eyecatcher da oben haben aber trotzdem was gemeinsam: Es sind alles sogenannte Kofferwörter bzw. Portmanteau-Wörter (dt. Handkoffer). Sie entstehen, wenn mindestens zwei sich überlappende Begriffe in ein neues Wort gepackt werden – eben ähnlich wie beim Koffer. Erstmals verwendet wurden die populären Stilmittel bereits im 19. Jahrhundert, vom genialen Wortzauberer und 'Alice im Wunderland'-Erfinder Lewis Carroll.

Ob Webinar, Digicam oder Bollywood : Viele dieser kunstvoll verwobenen Begriffe sind heute fest in unserer Alltagssprache verankert. Kofferwörter sind kurz, einprägsam – und geben oft komplizierte Sachverhalte so prägnant wieder, dass sofort klar ist, was damit gemeint ist. Bis so ein Mischgewächs allerdings im Duden landet, dauert es eine ganze Weile. Denn erst muss es beweisen, dass es unabhängig ist von aktuellen Themen oder Trends – und wirklich langfristig zum deutschen Wortschatz gehört. Smog, Motel und Brunch haben das zum Beispiel geschafft. Gut, dass man da auch nachlesen kann, wie die einzelnen Kombiwörter entstanden sind. Denn dieses Wissen verblasst. Oder wissen Sie noch, wo Blog oder Screenshot herkommen? Eben.

Vor allem das Englische ist ein unerschöpflicher Quell für neue, kreative Kombinationen. Man frönt dem Glamping, chillaxt mit Freunden – oder erfreut sich an illustren Verschmelzungen wie Brother und Romance zur Bromance. Diese bezeichnet übrigens eine besonders innige (aber platonische) Form der Männerfreundschaft, die zuweilen schon pärchenhafte Züge annimmt. Apropos Pärchen: Grandios, dass das in der Öffentlichkeit lange Zeit symbiotisch auftretende US-Promi-Paar Brad Pitt und Angelina Jolie in Brangelina seine kongeniale verbale Entsprechung fand. Aber auch hierzulande finden sich immer wieder findige Begriffe(r)finder. Man denke nur an die Politesse, Infothek an Rehakles, den Teuro, Besserwessi oder Brexit. Festzustellen bleibt: Kofferwörter hören sich auf Denglisch oft viel besser an – und lassen sich auch viel einfacher bilden. Denn anders als das Deutsche kennt das Englische so gut wie keine Flexion. Da macht der Cocktailmix einfach mehr Laune.

Wer hat's erfunden?

Jetzt bleibt nur noch die Frage, wo das charmante Kofferwort selbst ursprünglich herkommt. Dafür empfiehlt sich eine kleine Zeitreise – zurück in die entzückend verrückte Sprachwelt von Lewis Carroll, bestens bekannt als Schöpfer der bezaubernden Alice. In Alice hinter den Spiegeln von 1871 erklärt ihr Humpty Dumpty das Gedicht Jabberwocky, in dem jede Menge unsinniger und frei erfundener Wörter vorkommen. Und siehe da: "Well, 'slithy' means 'lithe and slimy'. 'Lithe' is the same as 'active'. You see it's like a portmanteau – there are two meanings packed up into one word." Aus zwei mach eins – und ab damit in den Portmanteau, besagten Handkoffer. Die Geburt eines neuen Stilmittels. Toll, was Carroll da einst aus seiner Trickkiste gezaubert hat. Vielleicht kam ihm die Idee dazu ja sogar beim Brunch ...

Und, welche Kofferwörter kennst Du? Just let me know ;-). Kleiner Tipp: Wer Spaß dran hat, selbst witzige Kofferwörter zu generieren – das übernimmt der Verschmelzer. Viel Spaß!